Elektronische Patientenakte: Datenschutz durch Überwachung?

Die Diskussion um die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePa) und den sie begleitenden Datenschutz geht weiter.

Elektronische Patientenakte Datenschutz durch Überwachung


Auf der virtuellen Medizinmesse Medica erzählte Thomas Ballast, stellvertretender Vorsitzender der Techniker Krankenkasse, von einer „unglücklichen Kontroverse“ mit Ulrich Kelber, dem Bundesdatenschützer.

Datenhoheit

Kelber vertritt die Ansicht, dass die zum 1. Januar 2021 antretende elektronische Patientenakte der gesetzlichen Krankenkassen über eine Funktion verfügen muss, welche bestimmte Befunde und Behandlungsdaten in der Akte vor einem Arztbesuch verbirgt. Sollte das nicht so sein, dann hat der Versicherte schlichtweg nicht die volle Datenhoheit über seine medizinischen Daten. Der Bundesdatenschützer verschickte deshalb bereits in der Vergangenheit eine „Offene Warnung“ an die Krankenkassen.

Nach den Plänen der Projektgesellschaft Gematik kommt die Möglichkeit zum Verbergen von Daten mit der ePA 2.0, diese wird allerdings wohl erst ab 2022 angeboten. Gematik-Geschäftsführer Markus Leyk Dieken wies als Arzt auf einen bekannten Aspekt zum Verbergen von Daten hin: „Ärzte, die sich Befunde auf der #ePA ansehen, die sie nichts angehen, gefährden ihre Approbation.“

Zugriffsprotokoll

Zudem wurde auf die umfangreichen Protokollfunktionen der Patientenakte verwiesen, diese enthalten Infos darüber, wer wann auf welche Daten und Befunde eines Versicherten zugegriffen hat. So ein Zugriffsprotokoll würde eine „Art“ Datenschutz liefern, weil Ärzte ganz genau wissen, dass ihr Umgang mit der Akte jederzeit geprüft werden kann. Ob dieses Zugriffsprotokoll den Bundesdatenschutzbeauftragten überzeugen kann, bleibt zunächst unklar.

Markus Leyk Dieken ist überzeugt davon, dass alle 105 gesetzlichen deutschen Krankenkassen ihren 44 Millionen Versicherten eine kostenlose Patientenakte anbieten können. Zudem sollen die rund 300 Software-Systeme, mit denen Apotheken, Krankenhäuser, Ärzte und Zahnärzte arbeiten die Daten der ePA auslesen können.

Thomas Ballast unterstrich die guten Erfahrungen, die seine Kasse mit der Akte TK-Safe gemacht hat. IBM entwickelte ein System, welches von der Kasse als „Gesundheitsakte“ angeboten wird. Nach Angaben wird das System von rund 300.000 Versicherten genutzt, Tendenz steigend. Mit einer Einführung der elektronischen Patientenakte sieht Ballast einen gesunden Wettbewerb unter den gesetzlichen Krankenkassen kommen. Er vergleicht diesen Wettbewerb mit den Apps im Bankenwesen.