Eine Open-Source-Software könnte erheblich zur Pandemieeindämmung beitragen, jedoch wird diese nur von wenigen Ämtern eingesetzt.
Um das Rekonstruieren von Infektionsketten leichter zu gestalten, gibt es eine Software des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI). Das System läuft unter dem etwas komplizierten Namen: Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System (Sormas). Entwickelt wurde dieses damals im Zuge der Ebola-Epidemie in Westafrika 2014.
Für die aktuelle Covid-19-Pandemie hat das System ein kleines Update für ein neues Modul bekommen. Hiermit wurde der Öffentliche Gesundheitsdienst hinzugefügt.
Der Gedanke hinter der Software war sehr einfach – Man wollte den Gesundheitsämtern schlichtweg die Arbeit erleichtern.
Es ist nämlich ein offenes Geheimnis, dass es in vielen Gesundheitsämtern leider gang und gäbe ist, dass die Kontaktverfolgung per Abtippen in Excel Tabellen erfolgt. Angesichts der aktuellen Infektionszahlen ist das natürlich ein klares No-Go und die Bezeichnung grob fahrlässig wäre hierbei wahrscheinlich noch untertrieben.
Weniger als ein Drittel nutzt Sormas
Von den insgesamt 375 Gesundheitsämtern setzen etwa nur 111 das System ein. Thomas Gebhart, parlamentarischer Staatssekretär im Gesundheitsministerium, bestätigte dass die Software: „zum 31. Dezember 2020 in 111 Gesundheitsämtern eingerichtet und betriebsbereit [war]“
Dass das sinnvolle System nur wenig Anklang findet, ist sehr schade. Schließlich hilft die Software dabei Infektionsketten besser nachvollziehen zu können, außerdem können Kontaktpersonen leichter ausfindig gemacht werden und der Austausch von Daten zwischen den Gesundheitsämtern wird ebenfalls vereinfacht.
Sormas ist schnell einsatzfähig
Zudem ist die Installation nicht wirklich komplex. Selbst in der jetzigen kritischen Phase der Pandemie wäre eine schnelle Einrichtung durchaus möglich und vorallem sinnvoll.
Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie am HZI sagt hierzu: „Sormas kann in vier Schritten und in 48 Stunden nach Vertragsunterzeichnung in jedem Gesundheitsamt in Deutschland gestartet werden.“
Da die Vorteile stark sichtbar werden, ist es natürlich nachvollziehbar, dass viele Personen eine Einführung des Systems fordern. Maria Klein-Schmeink, Gesundheitspolitische Sprecherin, wird sehr deutlich und verlangt eine sofortige Einführung in allen Gesundheitsämtern: „Bei den aktuellen Infektionszahlen können wir uns Steinzeitmethoden wie die händische Erfassung oder das Abtippen von Excel-Tabellen zur Kontaktnachverfolgung nicht mehr leisten. Es ist mir schleierhaft, wie fast ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie über zwei Drittel der Ämter noch immer nicht über die entsprechende Software verfügen.“
Ämter halten krampfhaft an alten Strukturen fest
Der Wille zum Umstieg ist trotz der vielen Vorteile leider nicht vorhanden. Die meisten Gesundheitsämter arbeiten weiterhin mit unzureichenden Excel Tabellen, welche die Arbeit erschweren.
Die Stadt Bochum teilte bspw. per Twitter mit: „Unsere eigene Datenbank läuft derzeit aber stabil und erfüllt alle Anforderungen. Während der laufenden Pandemie ist eine Umstellung daher nicht in Planung“