Wie steht es um die Zukunft von Büros?

Corona sorgte für einen Trend in Richtung Homeoffice, jedoch wird das Büro in naher Zeit nicht aus dem Arbeitsalltag hierzulande verschwinden. Generell wurden deutlich weniger neue Büros angemietet als vor der Pandemie, aber eine deutliche Steigerung zu Kündigungen von Büromietverträgen zeichnet sich nicht ab. Langfristige Auswirkungen auf den Arbeitsalltag sind durch Corona unvermeidlich – da sind sich viele einig. Wie diese jedoch aussehen werden, ist weiterhin völlig offen.

Weniger Neuvermietungen

Marktdaten besagen, dass deutsche Unternehmen in den sieben größten Städten jeweils nur noch halb so viel neue Bürofläche angemietet haben. Zuvor wurden etwa eine Million Quadratmeter pro Quartal neu vermietet, dieser Wert hat sich durch die Krise halbiert. Speziell die großen Unternehmen halten sich mit Anmietungen zurück, die einzige Ausnahme bildet die öffentliche Hand.

Bedeutet das nun, dass Unternehmen keine Bürofläche mehr brauchen?
Nein! Aktuell bevorzugen viele Unternehmen eine Verlängerung der bestehenden Mietverträge. Die Leerstandsquote ist seit 2010 das erste Mal gestiegen, aber nur geringfügig. In den Top-Sieben-Städten ist aktuell sogar mehr Bürofläche vermietet als am Anfang des Jahres.

Mieter um jeden Preis halten

Vermieter haben aktuell wenig Interesse Gewerbemietern zu kündigen. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob diese in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Denn die Suche nach Nachmietern gestaltet sich momentan eher schwierig.
Finanzexperte Philipp Wackerbeck von Strategy& sagt: „Kurzfristig geht es eher den Vermietern beziehungsweise Eigentümern von Gewerbeimmobilien um die Stabilisierung, darum durchzuhalten, bis wir zurück in einer „neuen Normalität“ sind. Man tut als Vermieter beziehungsweise Eigentümer alles, um den Bestand zu erhalten, auch wenn das Einschränkungen bei den Mieteinnahmen bedeutet. Viele Immobilien in Deutschland sind solide finanziert, deswegen kann man das eine Zeit lang aushalten.“

Unklare Prognose

Wie sieht es in der Zukunft aus? Werden Büros aussterben? Viele halten Büros nämlich für altmodische Arbeitsplätze welche zum Aussterben verurteilt sind.
„Das Thema wird heiß diskutiert, aber die Wahrheit ist: Wir wissen es alle nicht“ , sagt Wirtschaftsforscher Ralph Henger vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. Siemens gehört zu den Großunternehmen welche auch nach der Krise einen Teil der Mitarbeiter permament im Homeoffice beschäftigen wollen. Der Wunsch ist, dass Büroangestellte künftig zwei bis drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten können. Wie es dann mit der Bürofläche aussieht, lässt sich nicht sagen.

Abstandsregeln

Unternehmensberater Wackerbeck sagt: „In Zukunft brauchen viele Firmen möglicherweise weniger Bürofläche, weil die Mitarbeiter mehr und mehr von zu Hause arbeiten. Allerdings wird das nicht im Verhältnis eins zu eins möglich sein, weil man Mitarbeiter auch nach der Pandemie wahrscheinlich auf größere Büros verteilt als vorher. Man braucht vielleicht wieder mehr Fläche pro Mitarbeiter, um Abstandsregeln und dergleichen einzuhalten.“

Die langfristigen Auswirkungen sind noch nicht vollständig analysiert. Man wird also einfach schauen müssen, was die Zeit so mit sich bringt.

Längere Prozesse

Die Nachfrage nach Büros ist in den vergangenen 1-2 Monaten wieder angestiegen, behauptet Ökonom Henger vom IW Köln.
„Das Thema Homeoffice kann in der Zukunft wichtig werden, bislang zeigt es aber kaum Wirkung.“ Für viele Unternehmen gestaltet sich eine drastische Umstellung aus organisatorischen Gründen als sehr schwierig. Andere psychologische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Die Sorge, dass die Mitarbeiter zu Hause faulenzen ist allgegenwärtig. Viele Unternehmen verzichten deshalb bewusst auf die Flexibilität und möchten Ihre Mitarbeiter am liebsten im Büro sehen.

Es ist also komplett offen, wie sich die Nachfrage nach Büros in den kommenden Jahren entwickeln wird. Ein zentraler Faktor ist die Konjunkturentwicklung. Die globale Pandemie wird definitiv einen Einfluss auf die Arbeitsorganisation haben, jedoch lässt sich nicht sagen wie stark dieser sein wird.

Deshalb stellt sich vielleicht die viel wichtigere Frage: Was für eine Art Büro brauchen wir in der Zukunft und wo?